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Verfasst am 03.

Mehr Mut zum Fehler – weniger Angst vor Veränderung!

Bild Volker KeinertInterview mit Volker Kleinert, Experte u.a. für Verhandlungsführung, Fehlerkultur und Selbstmanagement.

Wir haben unserem neuen Kollegen Volker Fragen gestellt: Zu seiner außergewöhnlichen Vita, wertvollen Praxistipps zu seinem Spezialgebiet „Fehler“ und seiner „geheimen Superkraft“.



„Über dich und deinen spannenden Weg: Erzähl mal, wer bist du und wie bist du in der Trainings- und Beratungswelt gelandet?“


„Ich bin Volker Kleinert, 44 Jahre alt und komme aus der Nähe von Stadtallendorf. Schon früh hatte ich den Impuls, Menschen und Organisationen helfen zu wollen. Das hat mich jedoch erst einmal zur Polizei geführt, wo ich u.a. als Dozent und Trainer tätig war und intensiv ein behördliches Gesundheitsmanagement entwickelte. Auch war ich Experte und Erstsprecher für Geisel-, Suizid- und Bedrohungslagen. Nach fast 19 Jahren verließ ich die Polizei und wurde selbständiger Trainer und Berater. Heute bin ich in vielen Branchen unterwegs und unterrichte an einer Hochschule in Deutschland und einer Universität in Österreich. Spezialisiert bin ich – auch aufgrund meiner beruflichen Erfahrungen - u. a. auf Verhandlungsführung, Konfliktmanagement und Fehlerkultur. Ebenso auf alle psychosozialen Themen. Ich freue mich, fortan ein Teil des INFO-Teams zu sein.“



„Was fasziniert dich am Thema „Umgang mit Fehlern im Unternehmen“ am meisten?“


„Fasziniert und kopfschüttelnd zurückgelassen haben mich die Forschungsergebnisse von Uniprofessor Michael Frese. Er untersuchte 61 Länder im Hinblick auf deren Fehlerkultur. Deutschland landete auf Platz 60. Wie kann das sein? „Made in Germany“ war doch lange Zeit ein Qualitätsmerkmal. Ich las dann auch noch viele Bücher, wie z. B. „Das Unerwartete managen!“ und mein Kopfschütteln wurde immer größer. Ende der 2010er Jahre geriet das Thema mehr und mehr in den Fokus. Als dann Corona kam, bot sich ein Bild des Schreckens, wenn es darum ging, mit Fehlern umzugehen. Parallel gab es an der Hochschule so genannte „FuckUp-Nights“, wo Menschen freudig über ihre Fehler berichteten. Das finde ich noch immer befremdlich. Fehler sind nicht schön. Ich habe auch viele gemacht und würde sie gerne rückgängig machen. Als Erfolgsgrundlage würde ich sie nicht bezeichnen, viel mehr als Teil des Lebens. Aus einer Diskussion mit Verantwortlichen der Hochschule entstand ein Dialog zum Thema Fehlerkultur und plötzlich hatte ich den Lehrauftrag für das Modul „Produktive Fehler – eine Frage der Führung!“ Manch Student*in besuchte das Modul mehrmals, weil es als besonders wertvoll empfunden wird.“


„Mal ehrlich: Warum tun sich viele Menschen und Unternehmen so schwer damit, Fehler als Lernchance zu sehen?“


„Ganz einfach: Im ersten Moment verursachen Fehler ein negatives Gefühl. Das mögen wir nicht. Gerade wir Deutschen sind Weltmeister im Schlechtreden. Oftmals kommen dann noch Gefühle wie Scham dazu und es wird nach Schuldigen gesucht. Wenn ich bei der Polizei jemanden festgenommen habe und die Person einer Straftat verdächtig war, hatte sie Rechte. Sie hatte das Recht zu schweigen, sich rechtlichen Beistand zu holen und auch zu lügen. Da wir leider nach Schuldigen suchen – was ein Fehler ist – lernen wir Fehler zu vertuschen, nicht zuzugeben und auch nicht zu melden. Wie kann eine Organisation lernen, wenn wir nicht erfahren, was schiefgegangen ist? Fehler haben Folgen, oftmals verheerende. Doch wenn wir nicht die Schuldfrage vom Fehler trennen, werden wir jede Menge Lernchancen ungenutzt lassen. Menschen brauchen zudem die Fähigkeit, ihre Emotionen zu regulieren. Sonst werden sie Fehler nicht melden. Und die Organisation bleibt blind. Wichtig ist vielleicht zu wissen, dass ca. 85 % der Fehler im System liegen und nicht bei den Menschen. Doch die Menschen sind es, die uns helfen können, Systeme und Prozesse zu verbessern.“


„Was ist der häufigste Fehler, den du beobachtest und wie wird aus diesem Fehler ein Helfer?“


„Ein entscheidender Punkt ist, dass wir leider viele Geschehnisse als Fehler bezeichnen. Neue Wege auszuprobieren ist kein Fehler, sondern ein unvermeidlicher Irrtum. Wenn das Ziel und der Weg klar sind und die handelnden Personen über das notwendige Wissen und Können verfügen sowie mit guter Absicht handeln, dann ist es ein Fehler. Menschen, die mit Schädigungsabsicht handeln und sich dann ausreden, dass sie einen Fehler gemacht haben, begehen eine böse Tat. Es wird häufig nicht sauber unterschieden. In der Praxis beobachte ich, dass Menschen, die böse Taten begehen, nahezu „unbeschadet“ davonkommen, während Menschen, die Fehler gemacht haben, gnadenlos „bestraft“ werden. Das finde ich ungerecht und das sollten wir ändern, um bessere, fairere und leistungsfähigere Organisationen zu schaffen. Marcus Aurelius sagte: „Wer das Unrecht nicht bestraft, wenn er es erkennt, der befiehlt es!“ Der größte Fehler ist, alles als Fehler zu bezeichnen. Wir sollten böse Taten konsequent ahnden, aus Irrtümern neues Wissen aufbauen und aus Fehlern Prozesse verbessern.“


„Persönliche Einblicke: Was war dein persönlicher „Oh nein!“-Moment, der sich im Nachhinein als wertvolle Chance herausgestellt hat?“


„Da gab es viele, auf meinem beruflichen und privaten Weg. Zum Beispiel ist es nach polizeilichen Einsätzen immer wichtig, über die Dinge die gut, aber vor allem auch über die Dinge zu sprechen, die nicht gut gelaufen sind. Da darf nichts beschönigt werden und Führung und Mitarbeiter müssen zu lassen, offen über Fehler zu sprechen. Außerdem ist es wichtig, nach Einsätzen mit den Nachbesprechungen nicht zu lange zu warten. Das menschliche Gehirn schafft es sonst, die Dinge mit Abstand in einem besseren Licht zu sehen, als sie wirklich waren - oder gar zu verdrängen. Das ist eine gute Schutzfunktion des menschlichen Körpers und gleichzeitig nicht optimal, wenn man aus Fehlern lernen und neue Ansätze und Wege entwickeln sollte.
Als ich Polizeitrainer war, habe ich meinen Student*innen immer wieder gesagt: „Ihr dürft im Training alle Fehler machen. Wir analysieren, verbessern und lernen daraus. Denn so kommt ihr alle gut nach Hause!“ 2024 habe ich bei einem Konzert im Frankfurter Stadion einen ehemaligen Studenten getroffen. Er konnte sich immer noch an diese Worte erinnern und gibt sie auch seinen Kolleg*innen weiter. Da wurde mir deutlich, wie wichtig es ist, sich in seiner Arbeit sicher zu fühlen und angstfrei lernen zu dürfen. Wir brauchen angstfreie Organisationen, um schnell zu lernen, um innovativ und wettbewerbsfähig zu sein.“


„Und ganz wichtig: Was sollten deine neuen Kolleg:innen über dich wissen und was die Kunden der INFO GmbH? Gibt es eine „geheime Superkraft“ oder ein „Fun Fact“?“


„Oftmals werde ich „Duracell-Hase“ genannt, da ich über viel Energie verfüge und leidenschaftlich neugierig bin. Daher arbeite ich recht viel, wobei ich das meist nicht so empfinde, da ich mich Dingen widmen darf, die mich ohnehin interessieren. Im Urlaub ist das nicht immer leicht, da ich nach spätestens einem halben Strandtag anfange die Gegend zu erkunden. Ein „Fun Fact“ ist z. B., dass ich Superman schon einmal in die Psychiatrie eingewiesen habe. Beim näheren Kennenlernen erzähle ich gerne die Geschichte dazu.
Zudem bin ich ein Wandler zwischen den Welten und Branchen. Da ich selbst in einem Fuhrunternehmen aufgewachsen bin, kenne ich auch harte Arbeit und fahre heute noch gerne einmal LKW. Bei einem Kunden habe ich mal nach einem Training, da ein Fahrer plötzlich erkrankte, einen LKW zu einem anderen Kunden gefahren. Der Kunde meinte danach: „Volker, du bist echt vielfältig einsetzbar!“


„Volker, herzlichen Dank für deine spannenden und persönlichen Einblicke. Wir freuen uns sehr, dich in unserem Team zu begrüßen.“

 

 

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